Stadtteil-Kulturerbe

MÜNCHEN DAAT’S OHNE LEHM NET GEBN

Von der Renaissancezeit bis Mitte es 20. Jahrhunderts entstand aus dem Rohstoff Lehm das Baumaterial Altmünchens. Er wurde auf der Hochfläche im Osten der Stadt gewonnen. Eine 16 km lange Lehmzunge, die sich von Ramersdorf bis nach Ismaning erstreckte, konnte über Jahrhunderte als Ressource genutzt werden. Beim Wiederaufbau kriegszerstörter Häuser kamen auch Ziegel aus Oberföhring zur Verwendung.

Der Loam (Lehm) und seine Verarbeitung zu den begehrten Ziegeln prägte das Leben vieler Menschen. Die ersten Gastarbeiter aus Italien kamen fast hundert Jahre lang jeden Sommer nach München und verrichteten die schwere Saisonarbeit. Mit dem roten Baustoff kamen Bauern zu Wohlstand und machten sich als „Loambarone“ einen Namen. Zwischen 1850 und 1950 waren im Münchner Osten temporär etwa 100 Ziegeleien in Betrieb.

München ist aus Ziegelsteinen des Ziegellandes im Osten der Stadt erbaut. Aus Haidhausen stammen die Steine der Frauenkirche und der Stadtmauer. In den Gründerjahren der Prinzregentenzeit wurden Unmengen von Ziegeln in den Häusern der Vorstädte verbaut. Auch wäre der Wiederaufbau Münchens ohne Oberföhringer Ziegel undenkbar. Millionen und Abermillionen von Ziegelsteinen, Dachziegeln und Trottoirsteinen wechselten von einer Isarseite auf die andere. Bis in die 1960er Jahre wurden alle Häuser aus Ziegeln errichtet, nicht nur die unverputzten Gebäude.

MÜNCHENS ZEUGNIS SEINER ZIEGEL-GESCHICHTE

Die Reste der Ziegelei Joseph Haid (Deck) in Oberföhring sind eines der letzten Zeugnisse der einstmals florierenden Münchner Ziegelindustrie und somit wesentlicher Teil der Münchner Stadtgeschichte. Einmalig ist das komplett bestückte Maschinenhaus mit seinen zum Teil hundertjährigen Maschinen (Baujahr 1910) verkörpert ein singuläres Identitätsmerkmal für ganz München.

In ganz Oberbayern gibt es keine vergleichbaren Anschauungsobjekte aus dem Ziegeleiwesen. Das renovierte Maschinenhaus steht mitten in der neuen Wohnbebauung und gilt nun zusammen mit einem der Trockenstadel als Münchner Industriedenkmal.